Begeistert von Danubio, Innfusion und Ilzart
Die wild&weiblich-Unternehmerinnen und ihre Vereinsvorsitzende Roswitha Prasser (4.v.r.) ließen sich von Hubert Weizenberger bei einem Glas Secco durch seinen erst fünf Jahre jungen Weinberg hoch über der Donau führen. Foto: Eva Weizenberger
wild&weiblich-Unternehmerinnen besichtigten den einzigen Weinberg hoch über Passau
FRG/PA/REG/DEG. Durchaus exotisch war die jüngste Betriebsbesichtigung der Unternehmerinnen des Vereins „wild&weiblich-Unternehmerinnen im Dreiländereck Bayern-Böhmen-Oberösterreich e.V.“. Sie besuchten den einzigen Weinberg bei Passau, das Bio-Weingut von Hubert Weizenberger in Sulzsteg hoch über der Donau. „Keiner von uns konnte sich vorstellen, dass es in unserer Region möglich ist, Wein anzubauen“, gesteht Vereinsvorsitzende Roswitha Prasser, die durch Zufall auf das außergewöhnliche Unternehmen aufmerksam wurde und ihre Vereinskolleginnen zu einem spätsommerlichen Treffen zwischen den Rebstöcken bei Passau einlud. „Bereits in der Römerzeit wurden die nördlichen Donauhänge von Passau für den Weinanbau genutzt, bis sie nach und nach wieder durch Einfuhr von Weinen aus Italien und Ungarn verschwanden“, erklärte Weizenberger den Unternehmerinnen, die sich fragten, wie man auf die Idee käme, in diesen Breitengraden einen Weinanbau zu wagen. 300 Jahre lang wurde in Passau kein Wein mehr angebaut, bis Hubert Weizenberger und seine Frau Eva 2013 die Idee hatten, auf ihrem neu erworbenen Brachland am nördlichen Donauhang über der Ortsspitze von Passau Weinstöcke zu pflanzen und sich damit einen Traum erfüllten. „Bis jedoch der erste Rebstock gesteckt werden konnte, mussten wir einige verwaltungstechnische Hürden meistern und verschiedene Auflagen erfüllen, wie zum Beispiel einen Reptiliengürtel anlegen und Nistkästen für Fledermäuse installieren“, resümiert der gelernte Maschinenbauer, der mit Mitte 50 noch einen beruflichen Neuanfang wagte. Und weil der gebürtige Passauer, wenn er etwas macht, dieses gründlich macht, drückte er erstmal für zwei Jahre die Schulbank in der renommierten Meister- und Technikerschule für Weinbau und Gartenbau im unterfränkischen Veitshöchheim. Seit mehr als einem Jahrhundert bekommen dort Winzer und Weintechnologen (Küfer) ihr Handwerkszeug, um Spitzenweine zu produzieren. Perfekt ausgebildet, entwickelte sich Weizenberger zu einem leidenschaftlichen Winzer, bildete sich weiter, besucht regelmäßig Biowein-Seminare und ist am liebsten auf seinem Weinberg. Sein Ziel ist, hervorragende Bioweine in Spitzenqualität zu produzieren, aus der Region für die Region. Dazu holte er sich verschiedene Rebstöcke aus der Nahe und aus dem benachbarten Österreich. 2017 war es dann soweit, 6000 Rebstöcke wurden auf dem zirka 1,5 Hektar großen Hügel in Südlage gesetzt. „Der Ertrag im ersten Jahr waren 34 Liter“, erinnert sich Weizenberger, der sich mittlerweile über 7000 Flaschen im Jahr freuen kann. Nach der Begrüßung mit dem mild-spritzigen Secco „Ilzart“ ging es für die Unternehmerinnen zunächst durch den Weinberg. Dort erklärte der leidenschaftliche Winzer unter anderem, wie er am Geschmack der Traube und der Kerne den Reifegrad erkennt und wann die Zeit zur Ernte gekommen ist. Im weichen Licht des Sonnenuntergangs fand zwischen den Weinstöcken an einem gemütlich gedeckten Tisch mit Brot und Aufstrichen aus der Region die Weinprobe statt. Vom Veltliner über Grauburgunder bis zum Riesling mit regional bezugnehmenden Namen wie „Danubio“ oder „Innfusion“ überzeugten die Weine selbst die verwöhntesten Gaumen. Weizenberger beantwortete die vielen Fragen der Unternehmerinnen und informierte ausführlich über die Entwicklung seines Weinbergs, den schweren Weg von den Anfängen bis heute und die Freude darüber, dass sich all die Mühe gelohnt habe. „Man muss seinen Traum leben, dann klappt es auch“ sind sich er und seine Frau Eva einig. Nach der Verkostung, die bis zum Einbruch der Dunkelheit dauerte, erhielten die Unternehmerinnen noch einen Einblick in die ebenerdige Produktionshalle, wo die Weine in 500 Liter Edelstahltanks heranreifen. Weizenberger hatte zu Beginn eigentlich nur im Sinn, ein Nebenerwerbswinzer zu werden. Doch die intensive Beschäftigung mit dem vielseitigen Produkt und seine mittlerweile auch in Fachkreisen hoch gelobten Weine, haben die Liebe zum edlen Rebensaft einmal mehr in ihm entfacht und so ist sein Ziel, 2025 vom Ertrag seines Weingartens zu leben und den Sonnenuntergang am Högl so oft wie möglich bei einem Achterl Souvignier Gris zu genießen (oi).