Hinfallen, Aufstehen, Krönchen richten und weitergehen!
Dr. Gaby-Kraus-Primbs (vorne 3. v.l.) und wild&weiblich-Vereinsvorsitzende Roswitha Prasser (rechts daneben) freuten sich über die zahlreiche Teilnahme der Unternehmerinnen aus vier Landkreisen.
Foto: A. Wiederer
wild & weiblich – Unternehmerinnen informierten sich bei Dr. Gaby Kraus-Primbs über Resilienz und die Faktoren, die psychisch widerstandsfähig machen
Perlesreut. Verbunden mit einer Besichtigung der neuen Praxis des Vereinsmitglieds, Psychiaterin und Coach Dr. Gaby Kraus-Primbs in Perlesreut informierten sich die Mitglieder des Unternehmerinnen-Netzwerks wild&weiblich über das Thema Resilienz.
Beeindruckt zeigten sich die Unternehmerinnen von der Lage und der Großzügigkeit der neuen Praxisräume am südlichen Ortsrand von Perlesreut. Die Fachärztin, die in den Bereichen Psychiatrie und Psychotherapie, Akupunktur, Schmerzbehandlung, Coaching und Konfliktmanagement sowie als Gutachterin tätig ist, referierte in ihrem Vortragsraum über das Thema Resilienz - welche Faktoren machen uns psychisch widerstandsfähig?
Das Thema ist derzeit in aller Munde. Aber die wenigstens wissen, was damit gemeint ist. Resilienz steht für die Eigenschaft, nach einer seelischen Belastung wieder in die ursprüngliche, mental gefestigte Form zurück zu kommen. Dazu ein Beispiel aus der Pflanzenwelt: Ein Baum, der kurzzeitig starken Winden ausgesetzt ist, dass sich seine Krone bis zum Boden biegt, kommt wieder in seine ursprüngliche Form zurück, wenn der Sturm vorbei ist. Und auch der Mensch besitzt die Eigenschaft, nach einer starken Belastung wieder in die ursprüngliche mentale Form zurück zu kommen.
„Es gibt Menschen, die fühlen sich in Konfliktsituationen nicht ohnmächtig, sind flexibel und legen sich nicht mit der Realitiät an“, vergleicht die erfahrene Ärztin und ergänzt: „denn das Anlegen mit der Realität verschwendet Energie“. Nicht das Hinfallen sei das Problem, sondern das Liegenbleiben. „Hinfallen, Aufstehen, Krönchen richten und weitergehen“, rät Dr. Kraus-Primbs den Unternehmerinnen und stößt damit auf kollektives Schmunzeln der Teilnehmerinnen.
Was ist das Geheimnis der Menschen, die nach schweren Schicksalsschlägen nicht verzweifeln? Laut Statistik entwickeln sich bei einem Drittel der Menschen danach psychische Störungen. In dem 2014 errichteten Resilienzzentrum in Mainz wird zu diesem Thema geforscht. Mittlerweile ist bekannt, dass die Resilienz zu 50 Prozent von den Genen und zu 50 Prozent von der Umwelt abhängig ist. Besonders wichtig sei in den ersten Lebensjahren eine starke Bindung zu einer Person, die einen stärkt und einem etwas zutraut. Wichtig für die soziale Entwicklung ist auch das Gefühl, einer Gruppe anzugehören und das Selbstwirksamkeitsgefühl, mit dem eigenen Handeln etwas zu bewegen.
Wichtig im Leben sei eine optimistische Grundeinstellung, das Beste aus der jeweiligen Situation zu machen. Optimisten glauben an das Gute im Leben und erwarten auch, dass ihnen das Leben mehr Gutes als Schlechtes bescheren wird.
Wie wird man resilient? „Durch das Leben selbst“, erklärt Dr. Gaby Kraus-Primbs. Niemand wird resilient geboren. Erst durch Krisen wächst die Resilienz. In der Glücksforschung habe man die Erkenntnis erhalten, dass der Mensch mit 42,9 Jahren am Tiefpunkt des Glücks steht und es dann erst aufwärts geht“, erklärt die Psychiaterin. Der Grund dafür: Der Mensch habe mit zunehmendem Alter nicht mehr so viele Erwartungen, werde umgänglicher und habe mehr Verständnis für andere. Dies bezeichne man in der Forschung auch mit dem Begriff „Altersmilde“.
Seine persönliche Resilienz können man steigern durch Neugierde, Dankbarkeit, Optimismus, Humor und Enthusiasmus, verrät Dr. Kraus-Primbs. All dies seit trainierbar und führe zur Stärkung der eigenen Resilienz. Dazu zähle auch das Bewusstmachen der eigenen Stärken, das Beobachten der Gefühle und Gedanken, die Konzentration auf den Augenblick und das Beobachten ohne zu bewerten. Vereinsvorsitzende Roswitha Prasser bedankte sich bei der Referentin für den beeindruckenden und lehrreichen Vortrag mit einer Single-Orchidee.
Nach diesem interessanten Vortrag hielten die Unternehmerinnen im Wirtshaus Hafner ihr traditionelles Netzwerktreffen und diskutierten noch lange über die frischen Erkenntnisse.