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Unternehmerinnen zwischen Kunst und Karriere

wild&weiblich-Vereinsvorsitzende Roswitha Prasser (re.) und stellvertetende Vorsitzende Dr. Ursula Diepolder (li.) bedankten sich mit Blumen bei MMK-Direktorin Dr. Josephine Gabler für die Museumsführung und die interessanten Ausführungen zum Thema Kunst und Karriere. (Foto: Andrös)

Besuch der Ausstellung Sumava - Böhmerwald, Alfred Kubin - Josef Vachál

Passau/Grafenau (oi). Der jüngste Unternehmerinnentreff des Vereins "wild&weiblich" führte die Mitglieder ins Museum Moderner Kunst nach Passau. Das Interesse galt dabei in erster Linie Dr. Josephine Gabler, die seit Anfang des Jahres als erste Frau in der Museumsgeschichte das Museum leitet.
Zunächst führte Bianca Buhr die Teilnehmerinnen durch die aktuelle Ausstellung "Sumava-Böhmerwald" und erklärte Werke und Lebensgeschichte der beiden Künstler-Unikate Alfred Kubin und Josef Váchal.
Dr. Josephine Gabler informierte die Unternehmerinnen ausgiebig über die allgemeine Situation der kleineren Museen, ihren Betrieb, die täglichen Aufgaben und die konkreten Pläne für das Museum Moderner Kunst. Dies ist ein privatfinanziertes Haus, das bis vor kurzem von einer privaten Stiftung getragen wurde. Es erhält eine geringe Zuwendung aus öffentlicher Hand und finanziert sich und seine Veranstaltungen über Unternehmerspenden und eigene Einnahmen. Dr. Gabler: "Jetzt werden Sie als Unternehmerinnen sagen, dass ein Produkt nicht marktfähig ist, wenn es seine Kosten nicht einspielt. Es gibt aber Produkte, die sind essentiell und trotzdem nicht unter betriebswirtschaftlichen Aspekten zu vermarkten, weil sie zu den Grundbedürfnissen der Bevölkerung gehören. Kultur ist, wie Bildung, kein Luxusgut, das den Wenigen vorbehalten bleibt, die es sich leisten können. Daher sind auch Eintrittspreise nicht so in die Höhe zu schrauben, dass ein Museum kostendeckend arbeiten kann." Momentan zeigt das Museum bis zu 14 Ausstellungen im Jahr, die meist "fertig eingekauft" werden und daher auch schon anderweitig zu sehen waren, was für Besucher von weiter her, etwa Touristen, weniger anziehend ist. Durch den nicht so umfangreichen Bestand sei man bis dato gezwungen, diese hohe Taktzahl an Ausstellungen zu haben, um das Haus zu füllen. Dies bindet eine Unmenge Kräfte mit den immer gleichen Arbeiten der Organisation und des Ausstellungsauf- und abbaus und kostet viel Geld. Die engagierte Museumsdirektorin verrät ihre Pläne für die Zukunft: "Präsentation einer interessanten, hochkarätigen Sammlung für einen längeren Zeitraum in einem Geschoss des Hauses und mindestens alle zwei Jahre eine große, selbst konzipierte Ausstellung von überregionalem Interesse. Dies natürlich in Zusammenarbeit mit Kollegen anderer Museen, sonst wäre die Arbeit nicht zu bewältigen. Daneben kleinere Schauen, auch mit regionalem Charakter, so dass es zu einer gesunden Besuchermischung von weitgereisten Kunstliebhabern und kunstinteressierten Besuchern aus der Region kommt. Dabei würde es zu einer Reduktion der Ausstellungen auf zirka fünf pro Jahr kommen, was natürlich erst einmal Kosten einspart. Die geplanten großen Ausstellungen lassen sich jedoch nicht länger mit den kleinen Etats bestreiten, die momentan hier üblich sind. Was zwangsläufig eine Ausweitung des Sponsorings bedeutet". Dr. Gabler zeigt Zuversicht: "Dass ich trotz aller sich abzeichnenden Probleme an dieses wunderschöne Museum glaube, können Sie daran ersehen, dass ich den weiten Weg aus der Bundeshauptstadt Berlin in die Dreiflüssestadt Passau angetreten haben", und plädiert zum Schluss ihrer Ausführungen: "Trotzdem sind die Politik und die Bürgerinnen und Bürger sowie die Unternehmerinnen und Unternehmer - aufgerufen, sich den Wert dieses Museums für die Region bewusst zu machen und dann eine klare Entscheidung für den Erhalt dieses Hauses zu treffen".
Zum Abschluss, wie bei jedem Unternehmerinnentreff üblich, hatten die Unternehmerinnen die Gelegenheit, sich im Museumscafe gegenseitig kennenzulernen, Erfahrungen auszutauschen und ihre Netzwerkarbeit zwischen "Kunst und Karriere" zu vertiefen. "Das Thema und der Ort kamen bei unseren Mitgliedern sehr gut an", freute sich Vereinsvorsitzende Roswitha Prasser. "Ein Ziel unseres Vereins ist die Vernetzung zwischen Unternehmerinnen in der Region und Unternehmerinnen in den Nachbarländern Tschechien und Oberösterreich. Kunst war und bleibt ein Thema, das verbindet und bietet vielfältige Möglichkeiten einer kreativen und nachhaltigen Netzwerkarbeit auf hohem Niveau."


 

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